TIPP: Essen wie in der Kindheit

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Unbezahlte Werbung: Bei Muttern schmeckt’s am Besten. Stimmt, jeder von uns hat sicherlich Gerichte, die an die Kindheit erinnern. Und die stammen ja oft bereits von der Mutter der Mutter, sind also schon ein paar Tage alt. Wer derartige Essentraditionen mag, dem empfiehlt Chefredakteur Kai Wehl das neue Kochbuch “Heimwehküche”, in dem 85 Schätze aus “Omas Küche” zusammegetragen wurden. Wir zeigen 5 Highlights.

Hamburger Krabbensuppe

Für 4 – 6 Personen

1 Bund Suppengrün, 1 l Gemüsebrühe, 200 ml trockener Weißwein, Salz, 1 Döschen Safran (0,1 g), 1 Bund Dill, 1 TL Tomatenmark, 1 Prise Zucker, 1 EL Krebsbutter (Fertigprodukt), 200 g Schlagsahne, 350 g Nordseekrabben gepult (also ohne Kopf und Schale)

Ein Klassiker, der sowohl im feinen Restaurant, als auch in der heimischen Stube stets eine gute Figur macht. © DK Verlag/Linn Schmidt

Das Suppengrün waschen oder putzen und klein schneiden. In einem Topf die Gemüsebrühe aufkochen, das Suppengrün mit Weißwein und ½ TL Salz einrühren und bei mittlerer Hitze weich kochen. Abschließend im Topf mithilfe eines Stabmixers pürieren.

Während die noch nicht pürierte Suppe sanft köchelt, etwas Sud abnehmen und in einer kleinen Schüssel die Safranfäden darin auflösen. Den Dill fein hacken. Die Hälfte des Dills, aufgelösten Safran samt Einweichwasser, Tomatenmark und Zucker in die pürierte Suppe rühren. Krebsbutter sowie 150 g Sahne hinzufügen. Rühren, bis die Krebsbutter sich aufgelöst hat. Dann den Herd ausschalten.

Von den Krabben etwa 25 Stück für die Garnitur beiseitelegen, den Rest in die heiße, aber nicht mehr kochende Suppe legen und so erwärmen. Die Suppe mit Salz abschmecken. In einer Schüssel die restliche Sahne (50 g) steif schlagen. Die Suppe in Tassen füllen, mit einem Sahnehäubchen, den beiseitegelegten Krabben und dem restlichen Dill garnieren.

Tipp: Wer keinen Stabmixer hat, kann das weich gegarte Suppengrün durch ein Haarsieb passieren und wieder in den Sud legen. Zusätzlich 10 ml süßer Sherry und ein paar Tropfen Zitronensaft verleihen der Suppe einen besonderen Pfiff.

Birnen, Bohnen und Speck

Für 4 Personen

2 Zwiebeln , 500 g Räucherspeck am Stück, 1 kg grüne Bohnen, 1 Bund Bohnenkraut, 4 feste säuerliche Birnen (z. B. Bergamotte), Salz, frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Das hier ist für mich Kindheit, allerdings nicht von meiner Oma, sondern meiner Mutter perfekt zubereitet. © DK Verlag/Linn Schmidt

Die Zwiebeln schälen und vierteln. Mit dem Speck in einen Topf mit 1,25 l Wasser legen und alles gemeinsam zum Kochen bringen. Bei schwacher Hitze 30­Minuten garen.

Währenddessen die Bohnen waschen und putzen, dann in mundgerechte Stücke schneiden. Die Bohnen im Sud 15­Minuten mitköcheln lassen.

Vom Bohnenkraut die Blättchen abzupfen oder das ganze Bund mit Küchengarn umwickeln, in den Topf legen. Die Birnen waschen und im Ganzen in Bohnen und Speck 10 –15­Minuten garen lassen. Abschließend den Sud mit Salz und Pfeffer abschmecken. Vor dem Anrichten den Speck herausnehmen und in Scheiben schneiden, dann alles gemeinsam auf Teller verteilen und servieren.

Tipp Der Eintopf schmeckt pur, zu Spiralnudeln oder Kartoffeln. Für eine vegetarische Variante den Speck durch 250 g Räuchertofu ersetzen: Die Zwiebeln dafür 10 Minuten in Gemüsebrühe kochen, wie beschrieben weiterverfahren und erst abschließend den Tofu würfeln, in etwas Fett anbraten und vor dem Servieren in den Eintopf legen.

Königsberger Klopse

Für 4 Personen

2 altbackene Brötchen, 1 große Zwiebel, 750 g gemischtes Hackfleisch, Salz, frisch gemahlener schwarzer Pfeffer, frisch geriebene Muskatnuss, 3 Eier (Größe M), 2 EL Butter, 2 geh. EL Mehl, 250 ml Milch, 100 g Kapern (mit Flüssigkeit), 1 Eigelb, 50 g Schlagsahne, ½ TL Zucker, 1 TL frisch gepresster Zitronensaft

Wenn das kein Klassiker aus Omas Küche ist. Ich bin sicher, dieses Gericht wird noch sehr lange seine Fans finden. © DK Verlag/Linn Schmidt

Die Brötchen in Wasser einweichen, anschließend fest ausdrücken. Die Zwiebel schälen und fein würfeln. In einer Schüssel das Hackfleisch mit Brötchenmasse, Zwiebel, Salz, Pfeffer, Muskat und Eiern gründlich verkneten. Mit angefeuchteten Händen 20_Klopse formen.

In einem großen Topf 2 l Wasser mit reichlich Salz aufkochen. Darin die Klopse in 10_Minuten bei schwacher Hitze gar ziehen, aber nicht kochen lassen. Anschließend die Klopse herausnehmen, vom Kochwasser 500 ml abmessen und alles beiseitestellen.

In einem Topf die Butter schmelzen, das Mehl einstreuen und darin anschwitzen. Milch und Kochwasser der Klopse nach und nach dazu gießen, dabei ständig mit dem Schneebesen rühren, damit sich keine Klümpchen bilden. Die Sauce 10 Minuten bei Resthitze ohne Deckel ausquellen lassen. Dabei gelegentlich umrühren.

Die Kapern mitsamt der Flüssigkeit einrühren. In einer kleinen Schüssel das Eigelb mit der Sahne verquirlen, dann unter die Sauce rühren. Diese mit Salz, Pfeffer, Zucker und Zitronensaft abschmecken. Die Klopse in die Sauce legen. Alles erneut erwärmen, aber nicht kochen lassen.

Tipp: Dazu passt ganz wunderbar ein Salat aus gekochter Roter Bete mit etwas Salz, Öl und frisch geriebenem Meerrettich.

Kirschenmichel

Für 4 – 6 Personen

750 g Süßkirschen, 5 altbackene Brötchen, 500 ml kalte Milch, 2 Eier (Größe M), 3 EL weiche Butter, plus mehr für die Form und zum Verfeinern, 6 EL Zucker, 1 TL Abrieb von 1 Bio-Zitrone, 1 Msp. Backpulver, 2 geh. EL Mehl, 1 EL Semmelbrösel

Herrlich, ein ungewöhnlich Dessert passend zur aktuellen Kirschenzeit! © DK Verlag/Linn Schmidt

Die Süßkirschen entsteinen und beiseitestellen. Die Brötchen in 1 cm dicke Scheiben schneiden und in der kalten Milch einweichen. In zwei Schüsseln die Eier trennen. Die Eigelbe mit der Butter und 5 EL Zucker mithilfe eines Schneebesens schaumig rühren. Zitronenabrieb, Backpulver, Mehl und eingeweichte Brötchen untermengen. Die Eiweiße mithilfe eines Handrührgerätes steif schlagen und den Eischnee vorsichtig unter die Eigelb-Brötchen-Mischung heben.

Den Backofen auf 180 °C (Umluft) vorheizen. Eine Auflaufform ausbuttern. Abwechselnd Kirschen und Eimasse in die Auflaufform schichten, bis alle Zutaten aufgebraucht sind. Den Kirschenmichel obenauf mit Semmelbröseln bestreuen, einige Butterflöckchen darauf verteilen.

Den Kirschenmichel auf mittlerer Schiene im Ofen etwa 45 Minuten backen, bis er goldbraun ist. Herausnehmen, mit 1 EL Zucker bestreuen und sofort servieren.

Tipp: Kirschenmichel muss frisch aus dem Ofen gegessen werden. Abgekühlt verliert er viel von seiner duftigen Lockerheit und schmeckt nur noch halb so gut.

Sonntagshefezopf

Ergibt 1 Hefezopf

1 kg Mehl Type 550, 1 Würfel Hefe (42 g), 110 g Zucker, 250 ml lauwarme Milch, 120 g weiche Butter, 3 Eier (Größe M), Salz, 1 Pck. Vanillezucker, 1 Eigelb, Hagelzucker

Ein Traum an jedem Sonntagmorgen, ein frisch gebackener Hefezopf mit Butter und Erdbeerkonfitüre. © DK Verlag/Linn Schmidt

In eine Schüssel das Mehl sieben, eine Mulde hineindrücken. Die Hefe hineinbröseln, mit 1 Prise Zucker, 4 EL Milch und etwas Mehl vermischen. Diesen Vorteig zugedeckt an einem warmen Ort 20 Minuten gehen lassen, bis er Blasen wirft. Restlichen Zucker, restliche Milch, Butter, Eier, 1 Prise Salz und Vanillezucker unter den Vorteig rühren.

Mit den Händen so lange kneten, bis kein Teig mehr an den Fingern kleben bleibt. Das dauert etwa 3 – 4 Minuten. Den Teig zur Kugel formen. Diese in einer Schüssel zugedeckt an einem warmen Ort weitere 40 Minuten gehen lassen, bis sich das Volumen des Teiges fast verdoppelt hat.

Den Backofen auf 180 °C vorheizen. Den Teig in drei gleich große Kugeln teilen und diese auf Backpapier zu drei langen Rollen formen – am besten gleich auf dem Backblech arbeiten. Die drei Rollen zu einem Zopf flechten.

In einer kleinen Schüssel das Eigelb verquirlen, den Zopf damit bepinseln und ihn mit reichlich Hagelzucker bestreuen. Den Hefezopf auf mittlerer Schiene im Ofen 35 – 45 Minuten backen. Nach etwa 20 Minuten den Zopf mit Backpapier abdecken, damit er nicht zu braun wird. Nach 35 Minuten die Klopfprobe mit dem Fingerknöchel machen: Klingt der Zopf von unten hohl, ist er fertig!

Tipp: Zu Ostern wird aus dem Zopf ganz schnell ein Osterkranz: Dazu den geflochtenen Zopf an den Enden verbinden, sodass ein runder Kranz entsteht. Ein hart gekochtes, gefärbtes Ei in die Mitte setzen, den Teig mit Eigelb bepinseln und wie oben angegeben backen.

Fazit: Vom der oben gezeigten Hamburger Krabbensuppe über Maultaschen und Rehbraten auf badische Art bis hin zum Mohnkuchen mit Streuseln wird viel Abwechslung gezeigt. Für alle Anlässe. Passend dazu haben einige (wenige) Foodfotos (die meisten kommen modern daher) einen leichten Charme der 70er-Jahre, ohne verstaubt zu wirken. Das passt. Genau wie einige Porträts der Rezeptgeberinnen und allgemeine Tipps Omas, etwa zur Resteverwertung oder das Beste aus der Trickkiste. Es ist spannend zu sehen, wie viel “Altes” bekannt und noch top-aktuell ist. Der Verlag beschreibt es selbst sehr treffend: “Die Heimwehküche erweckt Gulasch, Knödel, Quarkstollen & Co wieder zum Leben – eine stimmungsvolle Reise zurück in die gute Küchenstube unserer Omas!” Und die macht richtig Spaß!

Birgit Hamm und Linn Schmidt, Heimwehküche, Lieblingsessen aus Omas Küche, Dorling Kindersley Verlag, Juli 2020, fester Einband (mit Lesebändchen), 192 Seiten, 19,95 Euro

HIER gibt es mehr Infos zum Buch beim Verlag.